Nachruf

11. Februar 2013

Eine Ära geht zu Ende: Frank Farrelly ist am Sonntag, den 10. Februar 2013, gestorben. He crossed over, wie er zu sagen pflegte, denn er war der unerschütterlichen Überzeugung, dass niemand stirbt, sondern nur seinen Körper ablegt wie einen alten Anzug und auf einer höheren, besseren und klügeren Ebene weiter lebt.

Für Frank war der Tod grundsätzlich eine Befreiung aus unserem „kosmischen Kindergarten“, wie er das nannte, und für ihn persönlich eine Befreiung aus einem Körper, der ihm zunehmend beschwerlich wurde. Wir haben viel telefoniert, und er sagte in jedem Gespräch, er wolle zu June. Franks Frau June, mit der er über 50 Jahre verheiratet war, starb vor wenigen Jahren und fehlte ihm sehr. Franks langjährige Sekretärin und gute Freundin Kim, die Frank bis zuletzt betreute, schrieb mir, er habe gesagt, er freue sich darauf, jetzt mit June zu tanzen. Da höre ich den alten Frank!

Frank war einer der großen, weltweit bekannten Therapiegründer. Sein entscheidender Beitrag zur heutigen Psychotherapie und systemischen Kommunikation muss hier nicht mehr betont werden. Er hat das Lachen in der Psychotherapie „gesellschaftsfähig“ gemacht, aber die Menschen auch polarisiert, er ließ niemanden kalt. Er wurde daher von vielen geliebt und auch von einigen gehasst, speziell denen, die ihn und die Provokative Therapie nur vom Hörensagen kannten: „Sowas kann man doch nicht machen!“, sagten sie empört. Darüber konnte Frank herzlich lachen.

Es war ihm dabei immer ein zentrales Anliegen, nicht in den „Guru-Status“ erhoben zu werden, er wurde regelrecht fuchsteufelswild, wenn jemand zu ihm sagte: „Du bist mein Guru“. Stattdessen hat er uns stets in der Auffassung unterstützt, dass Provokative Therapie nicht nur eine Therapieform, sondern eine geistige, fast philosophische Grundhaltung ist. Die Provokative Therapie fußt auf einem sehr starken, positiven, wohlwollenden Menschenbild, und stellt die Fähigkeiten des einzelnen und seine Selbstverantwortung in den Mittelpunkt. Wer diese Grundhaltung verstanden und verinnerlicht hat, kann den provokativen Ansatz passend zur eigenen Persönlichkeit umsetzen.

Ich verdanke Frank unendlich viel. Ich kenne ihn seit fast 30 Jahren, und er hat nicht nur meine Berufslaufbahn entscheidend geprägt, er wurde auch zu einem sehr engen, loyalen, geliebten und geschätzten Freund. Wir haben selbst aus unseren – teilweise höchst leidenschaftlich geführten – Auseinandersetzungen großen Gewinn gezogen und sie ohne Schäden überstanden. Auch für unsere Kinder war er eine feste Größe, da er auf seinen Workshopreisen teilweise wochenlang bei uns wohnte, wobei uns allen die humorvoll-provokative Kommunikation ganz nebenbei in Fleisch und Blut überging.

Wir haben noch nicht ganz begriffen, dass Frank endgültig gegangen ist, aber nach seiner Definition ist er das auch nicht. Für mich ist Franks Überzeugung eines Lebens nach dem Tode und eines Wiedersehens mit geliebten Menschen nur eine mögliche, sehr schöne Idee. Für Frank aber war es eine Tatsache, kein Glaubenssatz. Er nannte mich daher „My Munich Sceptic“ und erläuterte mir nachdrücklich, dass bei meinem Tod eine wunderbare Überraschung auf mich warte. Er versprach mir, mich zu kontaktieren, wenn er zuerst hinüber wechsle („cross over“), und zwar nicht als Geist im weißen Nachthemd um Mitternacht, sondern so, dass ich keinen Herzinfarkt bekomme. Ich warte und freue mich darauf!

Aber auch wenn er mir nicht erscheint, sehe ich ihn vor mir, spüre sein Wohlwollen und höre seine Stimme und sein Lachen. Und damit bin ich nicht alleine, denn Frank hat das Leben unzähliger Menschen auf der ganzen Welt nachhaltig beeinflusst. Er wird in seinem Werk weiterleben.